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Öffnen wir unser Haus nun für Kinder unter drei Jahren, so bedeutet dies für uns: Je jünger die Kinder sind, desto mehr individualisierte Zeit, aufmerksame individualisierte Begleitung und individualisierte differenziertere Angebote benötigen sie – gleichzeitig muss die individuelle Förderung der älteren Kinder gewährleistet bleiben. Das pädagogische Konzept unseres Hauses, die Räume, sowie die Spiel- und Lernmaterialien wurden der neuen Situation angepasst. Unsere Mitarbeiterinnen bilden sich regelmäßig fort und bereiten sich auf die neuen Herausforderungen in der Begleitung und Förderung von Kindern unter drei Jahren fachlich vor. Sie besuchen Fortbildungen zu diesem Thema, damit sie auf dem aktuellen Wissensstand zur Pflege, Bildung und Erziehung von Kindern dieser Altersstufe tätig sein können.

Maria Montessori hat schon vor nunmehr 100 Jahren das Kind als den „Baumeister des Menschen“ bezeichnet, weil das Kind in den frühen Lebensjahren Fundamente für seine zukünftige Persönlichkeit legt. Dies bestätigen neueste Forschungen. Es ist niemals zu früh, mit der Bildung und Erziehung von jungen Kindern zu beginnen. Schon von Geburt an sind Kinder kompetente Lernende mit einem reichen Erfahrungsschatz, auf dem sie ihre Persönlichkeit auf- und ausbauen können.

2. Von der familiären zur öffentlichen Erziehung

 

Eine Schlüsselfrage für das Gelingen der Aufnahme von Kindern unter drei ist die Eingewöhnungsphase als pädagogisches Qualitätsproblem - die behutsame zeitweise Ablösung von der Familie und der Übergang in die Fremdbetreuung und öffentliche Erziehung. Diese Erziehung bedeutet v.a. Aufbau einer hochqualtitativ, pädagogisch wirkungsvollen Beziehung zum Kind, die nur im engen Kontakt mit Eltern als Erziehungspartner gelingen kann. Nur gemeinsam kann die anspruchsvolle Aufgabe bewältigt werden, Kinder in den ersten wichtigen Lebensjahren zu begleiten und individuell zu fördern. - Wie kann man sich dies vorstellen?

Aufnahme in unsere Einrichtung

Der erste Schritt des Kennenlernens beginnt schon mit dem Aufnahmegespräch. Die Leiterin stellt unsere Kindereinrichtung vor, vermittelt Einblicke in unsere Konzeption und Arbeitsweise mit den Kindern. Sie zeigt die vorhandenen Räumlichkeiten und Gruppen. Die Eltern haben die Möglichkeit, Fragen zu stellen und ihre Ängste zu äußern.
Die Eingewöhnungszeit wird nach Alter und Lebensgewohnheiten des Kindes und der Familie gestaltet. Die Eltern begleiten ihr Kind in der Spielzeit. Es ist wichtig das Vertrauen zur Erzieherin aufzubauen. Wir wissen, dass nun für sie und ihr Kind ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Bis jetzt war die Familie das Reich, in dem das Kind seine verlässlichen Bezugspersonen hatte. Nun öffnet sich plötzlich ein neues Umfeld mit vielen neuen Eindrücken, Personen und noch dazu ganz allein. Für unser Team ist deshalb wichtig, diesen Schritt den Kindern und Eltern so leicht wie möglich zu machen. Wir gestalten die Eingewöhnungsphase individuell und angelehnt nach dem Berliner Modell.

Eingewöhnungszeit für 1–3 jährige Kinder


Zum Ablauf:

In den ersten Tagen der Eingewöhnung besucht das Kind unser Kinderhaus nur für kurze Zeit mit Mama oder Papa zusammen. Am Anfang startet man mit ein bis zwei Stunden

Die Erzieherin beobachtet das Kind und sucht nach ersten Ansatzpunkten (vorsichtige Kontaktaufnahme in Form von Sprache, kurze Berührungen). Wie verhält sich das Kind in der Gruppe, wie ist die Bindung zwischen Mutter – Vater – Kind? Für die Kinder ist Mutter oder Vater die Sicherheit in der neuen Umgebung. Es bekommt noch die volle Aufmerksamkeit, wenn es erwünscht wird.

Die Eltern ziehen sich ruhig im Gruppenraum zurück. Die Erzieherin versucht nun den Kontakt und das Vertrauen zum Kind aufzubauen. Je nach Verhalten und Reaktion des Kindes wird die weitere Eingewöhnung mit den Eltern besprochen. Ist das Kind offen für alles Neue, zeigt es Interesse an den anderen Kindern und hat schon die Erzieherin als Bezugsperson angenommen, kann die Eingewöhnungszeit verkürzt werden.

Die Eltern verlassen dann für kurze Zeit den Gruppenraum.

Sie verbleiben noch in der Einrichtung in Reichweite. Die Trennung von den Eltern wird allmählich verlängert. Dies gilt auch dann, wenn das Kind weint, sich aber von der Erzieherin beruhigen lässt. Wirkt das Kind verstört und verweigert sich – wird das Elternteil zurückgeholt! In der Schlussphase sind die Eltern nicht mehr präsent, aber im Notfall noch jederzeit erreichbar. Die Eingewöhnung ist abgeschlossen, wenn das Kind die Erzieherin als sichere Basis akzeptiert hat und sich von ihr trösten lässt.

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Noch ein Hinweis:
Die Einstellung der Eltern ist ein ganz wichtiger Punkt in dieser Zeit:“Haben sie keine Schuldgefühle!
Freuen sie sich mit ihrem Kind über den neuen Schritt ins Leben. Es ist schön wieder ins Berufsleben zu starten oder andere eigene Interessen zu verwirklichen.“

3. Pädagogische Kinderpflege

​Jeder Umgang mit dem Kind von der morgendlichen Begrüßung, dem Umkleiden über die Körperpflege, Ernährung, Hygiene usw. bis zum Abschied aus dem Kinderhaus wird als pädagogische Pflegezeit angesehen mit Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes, sein Selbst- und Weltvertrauen und seinen Eroberungsdrang für die Entwicklung seiner Kompetenzen.

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Demzufolge kommt es nicht nur darauf an, was mit dem Kind gemacht wird, sondern unter welchen sozialemotionalen Bedingungen das Kind die Erzieherin erlebt.

 

Unser Ziel ist es daher durch eine stabile und sozialemotional positive Umgangsqualität dem Kind die Sicherheits- und Geborgenheitsgefühle zu vermitteln, die es ihm ermöglichen mutig seine Welterfahrungen zu machen. Sozialemotional positive Körper- und Hautkontakte sind daher unabdingbare Bestandteile eines pädagogisch-pflegerischen Umgangs mit dem Kind.

Die Rolle der Erzieherin erfährt im Verhältnis zur Arbeit mit 3-6 jährigen eine Akzentverschiebung in Richtung sozialemotionale Arbeit als eine Grundlage früher Lernprozesse: Sie wird zur Bezugsperson, die die Entwicklungsaktivitäten des Kindes begleitet und lenkt. Sie fördert die Entwicklung sozialer Beziehungen und Kontaktaufnahmen zu anderen Kinder und neuen Sachwelten. Die Erzieherin bietet Lernsituationen für die Entwicklung von Selbst- und Weltvertrauen, sie ist für das Kind aktiv präsent und dialogbereit, Sie zeigt Interesse an all seinem Tun, kann zuhören, sich einfühlen und das Kind bei seinen Welt-und Selbsteroberungen begleiten.

4. Die pädagogische Gestaltung des neuen Lebens-,Lern- und Entwicklungsraumes des Kindes

 

Kinder unter drei Jahren brauchen Räume, die sie bei der Entwicklung ihrer Kompetenzen stimulieren, ihnen soziale und sachliche Eigenaktivitäten (experimentieren, forschen) ermöglichen. Sie ermöglichen soziale Erfahrungen mit älteren und jüngeren Kindern und bieten Raum für Bewegung zum Entspannen und Ausruhen.
Unsere Einrichtung arbeitet nach den Grundsätzen der Montessori-Pädagogik. Dazu gehört, dass sich unser Kinderhaus als pädagogisch-wissenschaftlich vorbereitete Umgebung des Kindes versteht, in dem das Kind seine Persönlichkeit individuell und ganzheitlich selbständig entwickeln kann und zugleich die dazu erforderlichen pädagogischpersonellen und sächlichen Hilfen bzw. Bildungs- und Lernangebote bekommt.
Wir bieten daher dem Kind entwicklungsgemäße Handlungs- und Spiel, Lern- und Erfahrungswelten sowie fachlich strukturierte Handlungs- und Lernbereiche (z.B. Sprache, Mathematik, Kunst, Musik, Bewegung, religiöse wie naturwissenschaftliche Bildung usw.), wie dies die Frühentwicklung eines Kindes und die pädagogischen Erwartungen der Eltern erfordern. Anderseits sind unsere Räume so strukturiert, dass sie vielfältig nutzbar sind. Ihre Gestaltung fördert die Bildungs- und Entwicklungsprozesse der Kinder und kann deren aktuellen Bedürfnissen angepasst werden (z.B. Ruhe, Bewegung, div. Spiele, Bauen und Konstruieren usw.).

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Eine der frühen sensomotorischen Entwicklung angepasste Möblierung und sächliche Raumgestaltung ermöglichen den Kindern unterschiedliche Raumerfahrungen (z.B. Höhe, schiefe Ebene), geben aber Freiraum zur eigenen Gestaltung und für Aktivitäten in der Kleingruppe. (z. B. Pickler - und Montessorimaterial). Vielfältige didaktische Materialien (z.B. Lebenspraktische Übungen zu An-und Ausziehen, Selbstversorgung, Pflege der Umgebung, Papier, Farben u.s.w.) sind für die Kinder zugänglich, geben ihren Entwicklungs- und Lernimpulsen Raum und motivieren sie zur Selbsttätigkeit. 

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Ein weiterer besonderer Schwerpunkt ist für uns die Förderung der Sprechfreude und des Wortschatzes durch aufmerksames Zuhören, Lieder, Reime, Fingerspiele, Verbalisieren von Alltagssituationen, Sinnesmaterialien zur sensomotorischen wie kognitiven Förderung. Didaktische Angebote zur rhythmisch-musikalischer Erziehung sind vorhanden. Junge Kinder lernen mit allen Sinnen. Die im Montessori-Kinderhaus gelebte religiöse Einbindung bietet ein reiches Angebot für Kinder jeden Alters christliche Werte und christliches Erleben sinnlich zu erfahren.


Ein entwicklungsgemäß möblierter, wie gemütlicher Essbereich bietet Möglichkeit den Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme selbstständig zu bestimmen. Je nach dem Bio-Rhythmus des Kindes findet es vorbereitete Räume zur Ruhe und Entspannung.
Der Hygiene-, Pflege- und Wickelbereich ist einerseits medizinisch standardmäßig gegeben und gleichzeitig so gestaltet dass er Kindern Geborgenheit vermittelt.

Das geschützte Außengelände dient als erweiterter Erfahrungsraum zu dem die Kinder möglichst eigenständig Zutritt haben. Dieser ist durch geschützte Flächen (Sonne, Regen) und eine entwicklungsgemäße Geräte-und Materialausstattung so gestaltet, dass er die selbständige psychomotorische Entwicklung und das Freispiel der Kinder fördern kann.

Ein solches Haus ist ein Haus, in dem die Hoffnung wohnt.

Maria Montessori

Das Konzept für Kinder unter 3 Jahren
Wach – Neugierig - Klug​

1. Pädagogisch-Anthropologische Begründung

 

Neue Familienformen und Lebenssituationen bestimmen den Alltag vieler Kinder.

In Deutschland gibt es Millionen Kinder aus Ein-Eltern-Familien und Familien in sozial wie ökonomisch präkären Lebensverhältnissen und vermehrte Berufstätigkeit beider Elternteile. Die Aufnahme von Kindern unter drei ermöglicht die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, vor allem aber bietet sie eine lernanregende Umgebung für Kinder: Entwicklungsdefizite können kompensiert, Stärken fortentwickelt und notwendige frühe Hilfen eingeleitet werden.


In unserem seit 1974 bestehenden Montessori-Kinderhaus arbeiten wir nach den Grundsätzen der Montessori-Pädagogik. Durch kontinuierliche Mitarbeiterfortbildungen sind wir personell-fachlich in der Lage unseren Kindern eine moderne Erziehung durch umfassende Bildung und ggf. kompensatorische Förderung zu bieten (Wahrnehmungs- und Sprachförderung, kognitive Förderung usw.).

5. Tagesablauf und Tagesstruktur

 

Kinder unter drei entwickeln allmählich eine Tageszeitstruktur und ein ebensolches Bewusstsein einer Raum –Zeit –Ordnung und – Orientierung.
Dieser Vorgang ist höchst individuell und erfordert es, einen flexiblen Tagesablauf zu gestalten, in den sich die Kinder hineinleben und dessen Struktur und Ablauf für sie allmählich vorhersehbar ist und ihnen zugleich den notwendigen Spielraum für ihr spontanes Handeln zulässt.
Gleichwohl sind Rhythmisierungen erforderlich wie z. B. Begrüßung, Verabschiedung, Mahlzeiten, Ruhephasen und bestimmte Rituale (z.B. gemeinsames Singen, Musizieren usw.). Sie bewirken sozialemotionale Sicherheit, Raum-Zeit-Orientierung und soziale Verhaltensstabilisierung.

Der Individualrhythmus, an dem wir am Anfang stehen, rangiert zunächst vor dem Grupppenrhythmus und wird mit diesem allmählich synchronisiert. Dabei spielt das Entwicklungsalter und die zunehmende Beteiligung der Kinder bei der Gestaltung des Tages und der seiner Handlungen wie Wünsche eine wichtige Rolle.
Eckpunkte für die Gestaltung eines Tagesablaufs können sein:

  • Begrüßung und Einstieg

  • eigeninitiativer Start, Gruppenleben spüren und erleben

  • Frühstück / kleine Mahlzeiten als soziales Angebot

  • differenzierte Kleingruppen (Freispiel und individuelle Angebot)

  • altersgemäße Rituale oder gemeinsame Spiele, Singen

  • bewusster Raum-Wechsel von drinnen und draußen

  • geschützte Aktivitätsräume

  • selbst gesteuerter Wechsel zwischen Ruhe und Aktivität(z.B. Vorlesen, Erzählen, Spielen)

  • physiologischer Mittagsessenstermin, geleitet in die Mittagspause / -ruhe

  • Bewegungszeiten

  • Ausklang und Vorbereitung auf zu Hause

6. Beobachtung und Dokumentation

 

Für die Beobachtung der Individualentwicklung werden individuelle Entwicklungsbeobachtungsbögen erstellt, die sich an standardisierten Verfahren (z.B. Bewegungs-, Sprach-,Wahrnehmungsentwicklung) orientieren, aber primär die Tätigkeiten und individuellen Entwicklungsschritte des Kindes berücksichtigen. Das bedeutet konkret auch die individualisierte Dokumentation der motorischen Selbständigkeit bei der Nahungsaufnahme, beim An- und Auskleiden, der sprachlichen wie sozialen Kommunikationsfähigkeiten, Entwicklungsstand der Spiel- und Gruppenfähigkeit. Die Fortschritte der Kinder werden im Team regelmäßig reflektiert, um ihnen eine möglichst gute Begleitung mit auf ihren Weg geben zu könne.

7. Eltern als Erziehungspartner – das Kinderhaus als Elternhilfe

 

Wir betrachten das Kind und seine Familie -in welcher Form auch immer- als eine natürliche wie soziale individuelle Lebenseinheit.
Um dem Kinde zu helfen ist eine vertrauens- wie wirkungsvolle Partnerschaft von Familie und Tageseinrichtung notwendig. Nur gemeinsam kann die Aufgabe bewältigt werden, Kinder in den ersten wichtigen Lebensjahren zu begleiten individuell zu fördern und ggf. Probleme zu lösen.
Als vordringlich sehen wir folgende Punkte an:

  • intensives Kennenlernen der Eltern vor der Eingewöhnung

  • kontinuierlicher Kontakt/Elterngespräche

  • Ansprechpartner während der Kinderhauszeit und danach (z.B. E-mail-System, Notrufe)

  • Elternberatung in Erziehungs-,Bildungs- und Pflegefragen

  • Ggf. Hinweise auf geeignete soziale Hilfssysteme z.B. Caritas, Diakonie, heilpädagogische Dienste, Suchtberatung, Fachärzte usw.

 

Die ersten Lebensjahre sind von fundamentaler Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung. In dieser Zeit entdecken und lernen Kinder sehr viel über sich selbst, über andere Menschen, über die Welt um sie herum. Sie sind dabei auf die Unterstützung von empathischen , informierten und pädagogisch kompetenten Erwachsenen angewiesen. Dieses können sie in unserem Montessori-Kinderhaus erfahren.


Montessori sagte einmal:„Die beste Hilfe, die eine Erzieherin dem Kinde bieten kann, ist die disziplinierte Liebe mit Verstand angewandt.“
Die Konzeption zur Arbeit mit Kindern unter drei Jahren wird regelmäßig reflektiert und fortgeschrieben.

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