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Abschied Frau Kley-Auerswald - Rede von Frau Kley-Auerswald

Liebe Eltern und Freunde unseres Hauses,

ganz herzlich möchte ich mich bei allen bedanken, die mir trotz Corona eine schöne Abschiedsfeier bereitet haben. Vor allem bei meinen Kollegen*innen für die tolle Organisation und ihr Geschenk. Dem Träger für Kaffee und Kuchen und die Nikolauskerze, bei allen Eltern des Kinderhauses und vielen ehemaligen Eltern und Kindern für eine wunderschöne Stele, die mich immer an mein Leben hier erinnern wird. Dem Puppenspieler Gerd Pohl für das Puppenspiel und dem Förderverein, der dies finanziert hat. Der Familie Faust – Peters für die wunderschöne musikalische Überraschung. Allen Kindern für die Rosen, Bilder und den schönen Gesang.

Da Corona bedingt nur einige Eltern dabei sein konnten, möchte ich ihnen allen nun noch meine kleine Ansprache an die Gäste zu Verfügung stellen.

 

Das Leben des Erwachsenen bekommt in der Gemeinschaft mit Kindern einen Sinn – dieser Ausspruch des Naturwissenschaftlers, Mathematikers, Philosophen, Pädagogen F. Fröbel kann ich nach einem fast 50-jährigen Zusammenleben mit Kindern nur unterstreichen.

Abschiede sind Rückblicke: Nach dem Sputnik Schock im Jahre 1957 entwickelte sich in den USA und dann auch in Deutschland das Interesse an früher Bildung und außerhäuslichen Betreuung von Kindern. Während sich in der DDR ein staatliches System für Kinder in Krippen und Kindergärten breit machte, wurde – sicherlich ausgelöst durch das 1964 erschienene Buch von Pichl: „Die Bildungsmisere in Deutschland“ - in der BRD der Kindergarten als Bildungseinrichtung interessant. Auch die Kirchen erkannten hier die Chance durch Kindergärten Kinder und damit Familien in die Gemeindearbeit einzubinden und übernahmen die Trägerschaft vieler Einrichtungen. Nebenbei bemerkt der Staat hätte diese Aufgabe alleine nicht finanzieren können.

Welch ein Aufbruch in den 70 Jahren. In dieser positiven Aufbruchstimmung begann ich als Erzieherin im neu eröffneten Kindergarten Dürscheid, qualifizierte mich zur Montessori – Pädagogin weiter.

Nach 5 Jahren – am 01. April 1974 übernahm ich die Leitung und das Kinderhaus entwickelte sich zu einem bundesweit bekannten zertifizierten Haus und als Ausbildungsstätte für Erzieher, Lehrer, Pädagogen, die das Montessori – Diplom anstreben.

Was konnten wir nicht alles verwirklichen: Musik mit Orff- Instrumenten, Singen, Rhythmik, den Malort nach Arno Stern, das Bewegungskonzept nach Elfriede Hengstenberg. Ein naturbelassenes Außengelände mit unendlich vielen Anregungen zur Bewegung. Die jungen Kinder kamen und in der Krippe setzen wir neben der Montessori – Pädagogik Elemente der Pädagogik von Emmi Pikler ein. Verschiedene religionspädagogische Konzepte und ich bin dankbar berufsbegleitend Religionspädagogik und frühe Kindheit studiert zu haben. Auf Bestehendes zurückgreifen, sich intensiv damit zu beschäftigen und offen sein für Neues hat mich immer geleitet. Der Austausch mit Menschen, die hier hospitieren, die Einbindung in die Deutsche Montessori Vereinigung, die enge Begleitung durch die Fachberater*innen des Caritasverbands Köln, die Unterstützung des Trägers, aber auch die Mitarbeit von Eltern und die Unterstützung des Fördervereines. Anregend, spannend, wertvoll – so habe ich all die Jahre erlebt.

Was mir heute Sorgen macht ist der große Fachkräftemangel. Einstellung von Personal mit einer Schmalspurausbildung. Aber Kinder brauchen aufmerksame Pädagogen. Maria Montessori sagte: „Frieden zu erhalten ist das Werk der Politik, ihn aufzubauen das Werk der Erziehung.“ Das kann gelingen, wenn Kinder in kleinen Gruppen mit ausreichend Fachpersonal leben. Eine Erwartung von Eltern, die uns ihre Kinder anvertrauen. In den Lehrgängen zur Frühpädagogik unterrichte ich zum Thema – Gute Bindung als Grundlage zu einer guten Bildung. Und dann fehlt Personal, wird in eine andere Einrichtung versetzt, um dort den Mangel auszugleichen. Das ergibt keinen Sinn und daher mein dringender Appell an all die Verantwortlichen in Ministerien, Ämtern und Verwaltung: Schaut auf das was Kinder brauchen- die ersten Lebensjahre sind die Wichtigsten im Leben eines Menschen, schauen sie nicht auf Quoten und haken einfach ab. Es nützt nichts, wenn es in der Summe stimmt, aber Qualität und damit der Dienst am Menschen nicht stimmig sind. Kindergärten sollen Lebensräume sein, wo Kinder sich in Ruhe entwickeln können, es muss Pädagogik möglich sein und nicht Aufbewahrung.

Die Bezeichnung „Kindergarten“ sagt das aus oder wie Montessori es sagt Case die bambini – das Haus der Kinder.

Der Wiener Pastoraltheologie Paul Zulehner hat den Kindergarten einmal mit der biblischen Erzählung vom Paradies in Verbindung gebracht – mit dem Garten des Lebens. Dieser Garten so Zulehner sei der Ort, wo in diskret verborgener Nähe Gottes der Mensch aufblühen konnte. Dieser paradiesische Garten steht am Anfang jeder Entwicklung: Hier kann sich der Mensch entfalten. So hält die Welt des Kindergartens Hoffnungspotenziale für Kinder und für jede und jeden von uns bereit.

Die Welt spricht Kindergarten und es wird nur noch der Begriff KITA gewählt – das nenne ich dann Sprachbildung pur. Ein Zeichen der Zeit. Schnelles Sprechen – Abkürzungen, die man nicht versteht. „Hilf mir es selbst zu tun“, hat ein Kind zu Montessori gesagt und die Ergänzung ist – aber lass mir Zeit dazu.

So wünsche ich mir wieder bessere Rahmenbedingungen für Kinder – Kinder haben zurzeit keine gute Lobby.

Ein Wunsch hat sich ja schon erfüllt, Ich freue mich, dass Frau Burkelc, als überzeugte Montessorianerin ab August meine Nachfolge hier im Kinderhaus antritt. Sie können gewiss sein, dass sie das Kinderhaus kindorientiert weiter entwickeln wird, unterstützt von Frau Haak als Stellvertreterin und den anderen Kollegen. Im Schutze des Kinderfreundes des Hl. Bischofs Nikolaus möge das Kinderhaus weiterhin ein Ort bleiben, wo Kinder leben, lernen, fröhlich sein können.

„Es sind die Kinder, die mich alles gelehrt haben“, so hat Montessori einmal gesagt. Auf ihrem Grabstein steht:“ Ich bitte die lieben Kinder, die alle Möglichkeiten haben, mit mir zusammen am Aufbau des Friedens in den Menschen und der Welt zu arbeiten.“ 

Ich wünsche ihnen und ihren Familien friedvolle und frohe Zeiten und grüße sie alle ganz herzlich.

In Verbundenheit

Maria Kley-Auerswald

Kinderhausleiterin des Kinderhauses Sankt Nikolaus bis 31. Juli 2021.

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Ein solches Haus ist ein Haus, in dem die Hoffnung wohnt.

Maria Montessori

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